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Texte zu unseren Veranstaltungen und zum Thema „Frieden“ in all seinen Facetten.

Zum Gedenken an Papst Franziskus

der am Ostermontag starb, hier ein Auszug aus seinem letzten Grußwort:

…) Ich wünschte, wir könnten wieder zurückfinden zu der Hoffnung, dass Frieden möglich ist! Vom Heiligen Grab in der Auferstehungskirche aus, wo Katholiken und Orthodoxe dieses Jahr am selben Tag Ostern feiern, möge das Licht des Friedens ausstrahlen über das gesamte Heilige Land und die ganze Welt. Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe. Das wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreitet, ist besorgniserregend. Gleichzeitig sind meine Gedanken bei den Menschen und insbesondere bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen, wo der schreckliche Konflikt weiterhin Tod und Zerstörung bringt und eine dramatische und unwürdige humanitäre Situation verursacht. Ich appelliere an die Kriegsparteien, das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen! (…)

Möge der auferstandene Christus der gepeinigten Ukraine das österliche Geschenk des Friedens zuteilwerden lassen und alle Beteiligten ermutigen, ihre Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden fortzusetzen. (…)

Es kann keinen Frieden geben ohne echte Abrüstung! Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, darf nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen. (…)

Ich appelliere an alle, die in der Welt politische Verantwortung tragen, nicht der Logik der Angst nachzugeben, die verschlossen macht, sondern die verfügbaren Ressourcen zu nutzen, um den Bedürftigen zu helfen, den Hunger zu bekämpfen und Initiativen zu fördern, die die Entwicklung vorantreiben. Die »Waffen« des Friedens sind diejenigen, die Zukunft schaffen, anstatt Tod zu säen! (…) Und in diesem heiligen Jahr mag das Osterfest zudem ein passender Anlass sein, Kriegsgefangene und politische Gefangene freizulassen! (…)

Quelle: Vatikan News

Das unipolare Prinzip an seinem Endpunkt?

Ein Artikel von Alexander Wiechec im Nachklang zur Buchbesprechung mit Hauke Ritz und seinen Buch „Vom Niedergang des Westens und der Neuerfindung Europas“Links

Das unipolare Prinzip an seinem Endpunkt?

Man kann unser heutiges naturwissenschaftliches Denken in gewisser Hinsicht mit dem Wort „unipolar“ charakterisieren. Es beinhaltet eine Dominanz des rechnenden und verstandesmäßigen Denkens, welches man dem männlichen Prinzip zuordnen kann, über das „herzhafte“, wahrnehmungsbasierte, intuitive Denken, das dem weiblichen Prinzip entspricht. Zentrale Figur für das Entstehen dieser modernen naturwissenschaftlicher Denkweise war Isaac Newton. Als den bildhaften Ausdruck dieses Denkens kann man seine Licht-und Farbtheorie ansehen….bis hierher neu, doch bis wohin soll ich was wegnehmen?

In einem früheren text unipolar vor.Ich beziehe mich dabei auf Newton, der dem ganzen modernen, naturwissenschaftlich geprägten Denken seinen Stempel aufgedrückt hat: die Absolutsetzung des (männlichen) Verstandesdenkens. Als dessen bildhaften Ausdruck kann man seine Licht- und Farbtheorie sehen: Alles Farbige entstamme dem Licht, in das es in Form unterschiedlicher Wellenlängen hineingeheimnisst sei – und nicht dem Wechselspiel von Licht und Dunkelheit, beziehungsweise der Materie, die eben dunkel ist. Diese Anschauung vertrat Goethe. Dass die Farbe immer ein Zeugungsprodukt aus dem Zusammentreffen von Licht und Dunkelheit ist. Er hat damit das Polaritätsprinzip in einer westlichen, wissenschaftlichen Gedankengestaltung wiedergegeben. Er sah in Newtons Ansatz eine Einseitigkeit, die er ungewöhnlich scharf kritisierte.
Nun kann man dieselbe Einseitigkeit an vielen Stellen in der heutigen Kultur bemerken, auch in der geopolitischen Situation! Das einseitige Verstandesdenken (entspräche Newtons Licht-Vorstellung), der vereinseitigte männliche Pol, wird vor allem von Amerika, also den USA, repräsentiert. Es steht in gewisser Hinsicht, wenn man die Menschheit als „den Menschen“ auffasst, für das vereinseitigte Verstandesprinzip. Der Osten steht eher für das stoffliche, das Erdenprinzip. Hierfür kann man auch die enorme Landmasse ein Indiz werten.
Und so wie der wucherungsartige, losgelöste Verstand heute gewissermaßen die ganze Wirklichkeit abschaffen und durch eine selbstgemachte, virtuelle „Wirklichkeit“ ersetzen will, so tut es seit einiger Zeit die USA im Grunde mit dem ganzen Rest der Welt, insbesondere aber mit Rußland. Dieses stellt für „die Leuchten Amerikas“ sozusagen den Kern „des dunklen Prinzips“ dar.
Nun lese ich gerade ein Buch, in dem das eingangs erwähnte Wortauch eine zentrale Rolle spielt: unipolar. Das Wort, das ich hier im Zusammenhang mit einer bestimmten auf Newton und andere zurückgehenden Weltanschauung in Verbindung gebracht habe, ist für den Autor, Hauke Ritz, die zentrale Chiffre für die Politik der USA, vor allem seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Die neokonservativen Kräfte Amerikas hätte seitdem eine Politik auf den Weg gebracht, mit der sie unerbittlich die unipolare, also alleinige Vormachtstellung der USA vorantreiben. Dieses Bestreben ziehe sich durch all die Kriege und verdeckten Operationen und ähnliches der USA in den letzten mindestens drei Jahrzehnten. Das Buch, in dem er das ausführt, heißt Vom Niedergang des Westens zur Neuerfindung Europas.
Man kann den durch diese Bestrebungen wieder aufgeflammten Ost- Westkonflikt aber eben auch als Verbildlichung des oben erwähnten einseitigen Erkenntnisansatzes sehen. Was zuerst nur geistig vorhanden ist, manifestiert sich.
In dem Krieg um die Ukraine, den wir gerade erleben, steht also, so gesehen, das ganze neuzeitliche Denken auf dem Prüfstand. Man muß ein wenig zu einem imaginativen Denken sich durchringen und seine Stichhaltigkeit für möglich halten, um dem zuzustimmen.
Denn die Welt ist nicht unipolar! Das ist eine ganz weisheitslose, unreife Idee! Daher kann das Ansinnen Amerikas (und des vereinseitigten Verstandesdenkens) nicht obsiegen. Es hat die Wirklichkeit gegen sich. Es kann nur so sein, daß dieses falsche, unorganische Bestreben denen, die das wollen irgendwann um die Ohren fliegt und zum Gegenteil dessen führt, war sie wollen. Das Erstarken der BRICS-Staaten ist der Anfang davon. Es läßt sich das dunkle oder das stoffliche Prinzip (gleichnishaftes Denken) auch von den mächtigsten Finanz-Hintermännern oder Politikern nicht aus der Welt schaffen. Zu hoffen ist, daß aus diesem zum Scheitern verurteilten Bestreben irgendwann eine multipolare Welt, ein vielstimmiger Chor all der verschiedenen Länder und Kulturen entstehen wird. Da haben wir allerdings noch etwas zu tun.

Erstveröffentlichung: Walnußblatt, Februar 2025